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Veröffentlicht: 10. Januar 2025

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Energizer in Webinaren und Online-Schulungen – das klingt für viele Trainer und Unternehmen unpassend, besonders in einem professionellen Umfeld. Doch das Gegenteil ist der Fall: Energizer sind eine wirkungsvolle Methode, um die Konzentration zu steigern, die Arbeit effektiver zu gestalten, die Gruppendynamik zu fördern und nachhaltige Lernerfahrungen zu schaffen. In diesem Beitrag erfährst du, warum Energizer in Webinaren funktionieren, wie du sie erfolgreich einsetzt und welche Rolle deine Haltung dabei spielt.

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Mit meiner Zielgruppe geht das nicht

Viele Trainer und Moderatorinnen trauen sich nicht, Energizer und Spiele in Webinaren oder Online-Schulungen einzusetzen. „Das ist doch ein Seminar in einem Unternehmen, die machen da sicher nicht mit“, lautet oft die Befürchtung. Meine Erfahrung nach 40 Jahren als Trainerin zeigt jedoch: Das stimmt nicht! Ob Lehrer, Sozialpädagogen, Ausbilder oder Führungskräfte – die richtige Herangehensweise überzeugt jede Zielgruppe.

Meine Erfahrungen: Begonnen habe ich meine Trainer-Karriere mit Seminaren für Lehrer, Sozialpädagogen und Ausbildern in berufsvorbereitenden Maßnahmen. Und schon da machte ich die Erfahrung: Die Ausbilder ließen sich oft eher auf ungewöhnliche Methoden ein, sogar auf Fantasiereisen auf dem Boden liegend (!) als die Sozialpädagogen, von denen ich das eher erwartet hatte. Die Ausbilder waren ganz begeistert und meinten: “Oh, das tut aber gut, das sollte ich öfter machen!”

So erlebte ich gleich, dass meine Vorannahmen falsch waren.

Auch in unzähligen Firmenseminaren machte ich immer wieder die verblüffende Erfahrung, dass gerade Mitarbeiter der höchsten Führungsebene freudig alles mitmachten, selbst Yoga zum Tageseinstieg. Dass sie aufgeschlossener und “mutiger” waren als andere.

Fazit: Es liegt nicht an der Zielgruppe, sondern an deiner Haltung und Herangehensweise.

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Die zwei entscheidenden Aspekte für den Erfolg von Energizern

Damit Energizer nicht nur gut gemeint, sondern auch wirklich effektiv sind, musst du zwei zentrale Aspekte im Blick behalten:

1. Deine eigene Haltung und Herangehensweise

2. Die methodisch-didaktische Durchführung

Beides spielt zusammen und entscheidet darüber, wie der Energizer bei deinen Teilnehmenden ankommt. Wenn du selbst unsicher bist oder den Sinn der Übung nicht klar vermittelst, überträgt sich das schnell auf die Gruppe. Umgekehrt kannst du mit der richtigen Einstellung und einer durchdachten Einführung dafür sorgen, dass der Energizer genau das erreicht, was er soll: die Konzentration steigern, die Stimmung auflockern und die Teilnehmenden wieder aktiv ins Geschehen holen.

Wie du dabei vorgehst, worauf es bei deiner Haltung ankommt und welche methodischen Schritte du beachten solltest, erfährst du jetzt. So werden Energizer zu einem echten Mehrwert für dein Seminar – lebendig, wirkungsvoll und gut integriert.

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Deine eigene Haltung und Herangehensweise

Deine Einstellung zu Energizern ist entscheidend. Wenn du selbst nur halbherzig dahinterstehst, dir komisch vorkommst, Angst hast, dass deine Teilnehmenden in Streik treten, dann strahlst du das natürlich auch aus. Wenn du dann noch solche Formulierungen benutzt (habe ich tatsächlich oft erlebt) wie: “Wir machen jetzt mal ein Spielchen”, wertest du es gleich selbst ab.

Mach dir also erst einmal selbst klar, was der Sinn solcher Energizer ist und warum du sie einsetzt.

Ziele von Energizern

Energizer sind keine “Spielchen” sondern Methoden, die …

… Konzentration fördern: Energizer erleichtern es deinen Teilnehmenden, konzentriert und mit Freude bei der Sache zu bleiben. Das alleine würde für mich als Grund schon ausreichen.

… Gruppendynamik stärken: Energizer schaffen eine gute Gesamtatmosphäre und fördern so positiv die Gruppendynamik.

… Effizienz steigern: Energizer ermöglichen es, sich als Gruppe besser kennenzulernen, so dass eine intensivere Arbeit möglich ist und die Teilnehmenden auch offen über mögliche Probleme sprechen können. Dadurch wird die Arbeit intensiver und effektiver.

… Abwechslung bieten: Energizer bieten Abwechslung, lockern den Seminaralltag auf und erhöhen die Lernmotivation.

Tipps für deine Haltung

  • Setze nur Methoden ein, die du selbst gut findest und von denen du überzeugt bist.
  • Mach dir selbst noch einmal das Ziel der Methode klar. Du willst ja nicht deine Teilnehmenden ärgern oder quälen, sondern ihnen helfen, sich besser konzentrieren zu können, lockerer zu werden, die anderen in der Gruppe besser kennenzulernen etc. All das wirkt sich positiv auf die Arbeit aus.
  • Erinnere dich daran, wieviel Spaß du selbst mit dieser Methode hattest, als du sie vielleicht in einem Seminar kennengelernt hast. Dann kannst du diese Begeisterung auch besser übertragen.
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Methodisch-didaktische Durchführung

Eine durchdachte Durchführung ist ebenso wichtig wie deine Haltung. Hier sind die entscheidenden Punkte:

Langsame Steigerung und Hinführung

Fang mit “harmlosen” Methoden an, um deine Teilnehmenden nach und nach an Energizer heranzuführen.

Mit harmlos meine ich, dass niemand Angst haben sollte, sich zu sehr darstellen zu müssen oder sich gar zu blamieren. Nutze Methoden, in denen deine Teilnehmer gefordert sind, womöglich lachen, sich ein klein wenig bewegen.

Mein erster Energizer ist zum Beispiel oft die ABC- Methode, wo die Teilnehmer nur die Arme heben müssen und dabei das Alphabet laut lesen. Das kannst du auf diesem Video anschauen:

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Nenne es nicht „Spielchen“, sondern Methode oder Energizer

Nenne es nicht “Spielchen”, das ist abwertend, sondern Methode oder auch Energizer, und erkläre kurz, wozu du das jetzt machst. Es sind erwachsene Menschen, die gerne wissen, warum sie etwas machen sollen.
 Das müssen keine weitschweifigen Erklärungen sein, es reicht auch zu sagen: “Jetzt haben wir eine Stunde intensiv gearbeitet und es ist schon später Nachmittag, daher lade ich euch ein, kurz eine Übung zur Konzentration zu machen.“ Und dann leitest du sie an…

Biete unterschiedliche Energizer an

Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Energizern und was dem einen gefällt und hilft, ist bei jemand anderem genau umgekehrt. Wenn du verschiedene Formen anbietest und wechselst, ist für jeden etwas dabei.

Die unterschiedlichen Formen oder Kategorien orientieren sich entweder nach der Art der Energizer (Bewegung, Konzentration, Denksport..) oder auch nach ihrem Ziel (Gruppe zusammenführen, Konzentration fördern, Auflockern…).

  • Denksportaufgaben
  • Konzentrationsspiele
  • Bewegung und Koordination
  • Schreib – und Sprachspiele
  • Lustige Spiele
  • Wettspiele in Gruppen
  • Formate von Fernseh-Quizzen usw.

Und viele kannst du in eine Beziehung zum Seminarthema setzen, siehe “Brückenschlag”.

Brückenschlag zum Seminarthema

Bei vielen Energizern kannst du auch eine Beziehung zum Seminarthema herstellen, das nenne ich “Brückenschlag”. Manchmal reicht es dazu, nur den Titel der Methode zu ändern. Manchmal kannst du den ganzen Text verändern.

Beispiel – den Text verändern
Der chinesische Morgengruß ist eine Bewegungs-Atmungs-Übung, die ich oft zum Tageseinstieg mache.

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Dazu habe ich einen Brückenschlag zum Seminarthema “Zeitmanagement” erstellt.
Das dient nur als Beispiel, du kannst es zu jedem beliebigen anderen Thema machen.

Beispiel – nur den Namen der Methode oder die Ansage ändern
Oft reicht es auch nur den Namen zu ändern.

Statt 57er Seil nennst du die Methode im Winter “Schnee schippen” oder auf die Arbeit bezogen “57 Punkte auf der To-Do Liste”.

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Beispiel – Fachbegriffe
Dazu gleich zwei Beispiele für einen gekonnten Brückenschlag.

1. Fachbegriffe ohne Vokale
Hier kannst du ganz beliebige Worte nehmen oder eben Fachbegriffe, die mit deinem Seminarthema zu tun haben. Das musst du dann vorher ankündigen.

Spielbeschreibung
Du hast auf einer PowerPoint Folie einen Fachbegriff stehen, allerdings ohne Vokale.
Beispiel: KMMNKTN
Die TN raten und schreiben alle schnell ihre Vermutungen in den Chat. Lösung: Kommunikation
auch PWRPNT ist noch relativ schnell geraten: PowerPoint

Aber spätestens bei TMTK kommen alle ins Zögern. Nach einer Weile brüten, gebe ich dann den Hinweis und Tipp: Auch VOR dem ersten Konsonanten kann ein Vokal sein, vielleicht sogar zwei. Ahhhh: AUTOMATIK

2. Lippenlesen
Das Gleiche gilt für die Methode Lippenlesen. Es ist sogar einfacher, wenn du die Begriffe auf das Fachthema des Seminars beschränkst, sonst ist es fast unmöglich, es zu erraten. Es ist trotzdem schwer genug – sorgt aber für gute Laune und vor allem Konzentration

Spielbeschreibung
Du schaltest dein Mikro aus und sprichst laut einen Fachbegriff. Die Teilnehmer sollen raten um welchen Begriff es sich handelt und die Antwort in den Chat schreiben.
Wenn alles falsch ist, schüttelst du den Kopf und sagst es noch einmal. Die Teilnehmer haben 3 Runden, um zu raten, danach löst du es auf.
Varianten: Ich mache es oft nur einmal in der Gesamtgruppe vor, dann schicke ich die Teilnehmer in Zweiergruppen in die Breakout-Rooms und dann machen sie das dort abwechselnd. 5 Minuten reichen.

Zusatz-Tipp: Teilnehmer als Ideengeber
Bei beiden Methoden kannst du erst ein paar Beispiele vorgeben, danach bittest du die Teilnehmer, sich selbst Begriffe auszudenken.
Der erste schreibst dann seinen Fachbegriff ohne Vokale in den Chat und die anderen raten. Dann xxxxxxxxxxxxxxx drunter, damit deutlich wird, dass die Spielrunde zu Ende ist, dann kommt der nächste dran und schreibt einen Begriff aus deinem Thema.
Beim Lippenlesen das Gleiche. Frage nach Freiwilligen, die auch einmal die Rolle übernehmen und sich einen Fachbegriff von den Lippen ablesen lassen. Die anderen Teilnehmer raten und schreiben ihre Ideen in den Chat oder rufen ihn in den Raum – je nachdem, was du bevorzugst. Das hängt sicher auch von der Gruppengröße ab. Du kannst es auch einfach abwechselnd mal mündlich, mal schriftlich spielen.

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Mut zu neuen Erfahrungen – jetzt bist du dran!

Suche dir einen Energizer aus und baue ihn in deinen nächsten Workshop oder Webinar ein. Schau, wie es funktioniert. Wie es dir dabei geht. Wie die Teilnehmenden reagieren. Welche Wirkung es hat.
Und nutze diese Erfahrung, um daraus zu lernen.

Beispiele:

Warst du selbst noch sehr unsicher? Es hat aber trotzdem gut geklappt?
Dann mach einfach weiter und du bekommst Übung und Sicherheit.

Warst du unsicher und konntest daher die Teilnehmenden nicht so gut mitreißen? Dann schau, wie du mehr Sicherheit bekommen kannst. Übe es vorher mit einigen Kollegen, die so auch gleich ne tolle neue Methode kennenlernen.

Du kannst noch einmal überprüfen, wie deine Anmoderation war? War sie klar, überzeugend und locker? Oder hast du doch womöglich „Spielchen“ gesagt und die Beine dreimal umeinander geschlungen ☺.
Wahrscheinlich bist du überrascht, wie gut es läuft und die Konzentration deiner Teilnehmenden dadurch besser ist. Und du so vielleicht auch viel mehr von ihnen mitbekommst?

Natürlich reicht es nicht aus, EINEN Energizer einzusetzen und ansonsten betreutes Lesen zu praktizieren (= PowerPoint-Folien ablesen). Du solltest auch ansonsten mit interaktiven Methoden deine Teilnehmenden immer wieder ins Seminar einbeziehen.
Energizer sind keine „Spielchen“, sondern wertvolle Methoden, um Webinare und Online-Schulungen lebendiger, effektiver und angenehmer zu gestalten. Mit der richtigen Haltung und einer durchdachten Umsetzung wirst auch du deine Zielgruppe überzeugen.

Jetzt bist du dran: Trau dich, Energizer auszuprobieren, und entdecke ihre positive Wirkung auf deine Seminare!

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