Veröffentlicht: 23. Januar 2025
Eine einfache und sehr wirkungsvolle Methode, um Teilnehmer ohne großen Aufwand und ohne viel Vorbereitung zu aktivieren, sind die sogenannten Murmelgruppen. Diese Methode, die ursprünglich aus Präsenz-Seminaren stammt, lässt sich auch hervorragend in Online-Formaten umsetzen – mithilfe von Breakout-Räumen.
Die Methode der Murmelgruppen
Die Methode der Murmelgruppen kannst die du für ganz unterschiedliche Ziele und in verschiedenen Situationen einsetzen. Hier kommen vor allem die Auditiven zum Zuge, die ihre Gedanken durch Sprechen klären, aber sie ist auch für alle anderen Lerntypen nützlich.
Ein Vorteil von Murmelgruppen ist es, dass einmal alle zu Wort kommen. Im Plenum beteiligen sich selten alle, aber in den Gruppen mit 3 Teilnehmenden fällt es den meisten viel leichter. So kommen viel mehr Ideen zusammen als bei einer Plenumsrunde. Das Ergebnis: Mehr Ideen und eine aktivere Teilnahme.
Namens-Erklärung: Die Methode heißt „Murmelgruppen“, weil die Teilnehmer früher in Präsenz-Seminaren mit leiser Stimme murmelnd sprechen sollten. Denn wenn mehrere Gruppen in einem Raum gleichzeitig sprechen, wird es sonst zu laut.
Die Vorteile und die Idee hinter den Murmelgruppen lassen sich auch in Online-Formaten wunderbar übertragen – dank der Breakout-Räume, die inzwischen zum Standard Repertoire einer jeden Webinar-Software gehören. Hier können die Teilnehmer in kleinen Gruppen weiterhin ungestört miteinander sprechen und Ideen austauschen, ohne dass sie sich gegenseitig stören. So profitieren alle Lerntypen von der Methode, und auch diejenigen, die in großen Runden eher zurückhaltend sind, können sich aktiv einbringen.
Spontan oder geplant
Du kannst Murmelgruppen jederzeit spontan einsetzen, wenn es gerade sinnvoll erscheint (Beispiele siehe unten), du kannst sie aber auch
bewusst in deine Seminar-Planung einbeziehen.
Dann klärst du für dich
- an welcher Stelle eine Murmelgruppe sinnvoll ist
- und welche konkrete Fragestellung oder welches Thema dort besprochen werden soll.
Im Seminar ist es dann wichtig, auch eine entsprechend konkrete Anleitung zu geben. Sollen sie sich nur austauschen oder werden nachher auch Ergebnisse gesammelt? Sollen sie daher etwas notieren und wenn ja, wie.
Beispiele:
- Einer macht einfach Notizen auf einem Blatt.
- Sie sollen sich Notizen im Chat oder auf dem Whiteboard machen.
Am besten visualisierst du auf einer Folie das Thema, die Fragestellung und die konkrete Anleitung. Damit auch alle das gleiche Verständnis der
Aufgabe haben. Dazu gibst du die konkrete Zeitangabe: „Ihr habt 3 Minuten Zeit, dann kommt ihr zurück.“
Denn 3 Minuten sind sehr schnell um, die sollten nicht damit vertan werden, dass sich die Teilnehmenden erstmal darüber austauschen, was sie wie überhaupt machen sollen.
Je nach Thema kann es auch sinnvoll sein, die Ergebnisse der Murmelgruppen am Ende zu sammeln. Dann trägt jeweils einer aus jeder der Gruppe die Ergebnisse vor, die du dann beispielsweise auf dem Whiteboard notierst.
Wann kannst du Murmelgruppen einsetzen?
Hier erst mal eine Übersicht, weiter unten gibt es dann konkrete Beispiele.
- Du kannst Murmelgruppen mitten in einem Vortrag einsetzen, damit sich die Teilnehmenden zu einem bestimmten Aspekt oder einer konkreten Fragestellung deines Themas austauschen.
- Am Ende eines Vortrags können sich die Teilnehmenden treffen, um eine Zusammenfassung zu erstellen oder auch zur Klärung: „Was war neu, welche Fragen sind noch offen?“ usw.
- Sie können der Hinführung zu einem Thema dienen, indem sich die Teilnehmenden vorher Gedanken machen, was sie an dem Thema interessiert oder welche Fragen sie haben. Dann können sie dem anschließenden Input viel konzentrierter folgen.
- Murmelgruppen sind auch eine wunderbare Methode, wenn du Fragen der Teilnehmenden selbst nicht aus dem Stand beantworten kannst. Dann kannst du diese an die Gruppen weitergeben: „Oh, das ist eine wichtiger/ interessante Frage. Was meint ihr dazu?“
Und in der Zwischenzeit kannst du dir dann dazu Gedanken machen und die Ergebnisse der Murmelgruppen eventuell noch ergänzen. - Wenn es Unruhe oder unterschwellige Konflikte gibt, können diese zuerst in Murmelgruppen diskutiert werden.
- Wenn du die Gruppe kurz beschäftigen willst, weil du gerade etwas vorbereiten oder suchen musst. (In Präsenzseminaren, wenn du etwas aufhängen oder einsammeln musst wie beispielsweise die Gegenstände einer Lernlandschaft).
- Wenn du einfach mal drei Minuten Pause brauchst 🙂
Ganz allgemein kannst du mit dieser Methode jederzeit die Teilnehmer aktiv mit einbeziehen.
Konkrete Beispiele
1. Als Einstimmung in ein Thema
Bevor du einen Input zu einem neuen Thema gibst, bittest du die Teilnehmer in Murmelgruppen sich über eine oder zwei Fragen auszutauschen.
Beispiele für Fragen oder Aufgabenstellung (Du wählst natürlich nur ein oder zwei Fragen aus):
- Was weißt du schon zum Thema?
- Welche Erfahrungen hast du damit schon gemacht?
- Welche Fragen hast du zum Thema?
- Was interessiert dich besonders an dem Thema?
- Was denkst du, wozu es nützlich ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen?
2. Während eines Einführungs-Vortrags
Du hast bestimmte Informationen zum Thema gegeben und unterbrichst deinen Vortrag mit einer Murmelgruppe.
Fragen in dieser Phase können sein:
- Welche Antworten zu dieser Frage fallen euch ein?
- Welche Lösungsvorschläge habt ihr?
- Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
- Hast du schon erste Ideen, was das für deine weitere Arbeit bedeutet?
- Hast du schon erste Ideen, was du davon umsetzen willst?
- Tauscht eure Meinung zu dieser These aus.
3. Nach Beendigung des Vortrags
Damit sich die Informationen setzen und integrieren können, sind Murmelgruppen nach Vorträgen sehr sinnvoll. Die Teilnehmenden waren die ganze Zeit passiv, nun können sie selbst wieder aktiv werden und das Gehörte verarbeiten.
- Was war das Wichtigste für dich? Nenne drei Punkte?
- Was war neu für dich?
- Hast du schon erste Ideen, was das für deine weitere Arbeit bedeutet?
- Hast du schon erste Ideen, was du davon umsetzen willst?
Beispiele zu Themen
Thema Zeitmanagement
Zur Einstimmung in das Thema kannst du für die Murmelgruppen beispielsweise solche Aufgaben stellen:
Tauscht euch darüber aus
- welche Techniken zum Zeitmanagement ihr schon einsetzt und nutzt.
- mit welchen Techniken ihr gute Erfahrungen habt
- welche nicht funktionieren
- womit ihr Schwierigkeiten habt.
Wozu kann es nützlich sein, sich mit dem Thema „Zeitmanagement“ zu befassen?
Was verspreche ich mir von diesem Seminar? Wo wünsche ich Veränderung?
Thema Motivation
• Wozu bist du besonders motiviert?
• Wo möchtest du deine Motivation stärken?
• Wie motivierst du bisher deine Mitarbeiter/ Teilnehmer?
• Womit hast du gute Erfahrungen gemacht, womit weniger?
Thema Kundengespräche
• Tauscht euch drei Minuten darüber aus, was dein erfreulichstes Kundengespräch zum Thema „Kredite“ war.
• Tauscht euch darüber aus, was dein schrecklichstes Erlebnis bei einem Kundengespräch war.
Thema Trainer-Fortbildung
Nach der Vorstellung einer Methode, zum Beispiel die Lernlandschaft, kannst du folgende 2 Fragen mit in die Murmelgruppen geben:
1. Wie hat dir die Methode gefallen? Toll/weiß noch nicht/doof
2. Zu welchem Thema kannst du eine Lernlandschaft in deinen Seminaren einsetzen?
In diesem Fall lasse ich die Teilnehmenden die Themen-Sammlung zu Punkt 2 notieren und wir sammeln sie anschließend im Plenum.
Das hat den großartigen Effekt, dass niemand mehr überlegt, OB er die Methoden überhaupt einsetzen kann, sondern es wird gleich geschaut, WIE sie umzusetzen ist.
Durch die vielen Beispiele der anderen werden auch die noch Zögerlichen animiert und ermuntert, sich doch noch mal Gedanken darüber zu machen, ob es bei ihrem Thema nicht doch auch eine tolle und brauchbare Methode wäre.
Hinweis
Fragen vor der Einführung in ein Thema führen dazu, dass sich die Teilnehmer vorher bewusst werden, was eigentlich ihr Ziel und ihr Interesse ist. Dann können sie der folgenden Einführung viel besser und fokussierter folgen als wenn sie mit der Haltung dasitzen: „Ach mal sehen, was der uns nun erzählt“.
Mit einigen dieser Fragen förderst du auch einen kleinen Erfahrungsaustausch. Denn es ist ja nicht so, dass die Teilnehmer überhaupt noch nichts zum Thema wissen.
Wenn du die Ergebnisse anschließend sammelst, erfährst du auch, welches Hintergrundwissen oder welche Erfahrungen die Teilnehmer schon mit dem Thema haben und kannst gezielter darauf eingehen.
Lerntypen, die besonders angesprochen werden
Auditive – ihnen hilft es beim Lernen und Verstehen, Informationen in eigene Worte zu fassen und darüber mit jemanden sprechen zu können
Kinästheten – sie können aus einer passiven Haltung heraus und sich austauschen.