Damals und heute
Damals
Als ich 2010 mein erstes Webinar gehalten habe, hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie wichtig es ist, meine Teilnehmenden richtig einzubeziehen und Inhalte nachhaltig zu vermitteln – geschweige denn, wie ich das überhaupt umsetzen sollte. Ich war einfach froh, meine neugierigen Gäste in unserem selbst entwickelten Webinar-Raum begrüßen zu dürfen.
Mit einem hoffnungsvollen Blick in den Chat startete ich klassisch: „Können Sie mich alle hören?“ Ah ja, erste Hürde gemeistert! Der nächste Schritt zur vermeintlichen Interaktion? „Schreiben Sie doch mal in den Chat, von wo Sie sich zugeschaltet haben.“ – „Münster, Köln, Berlin… oh, sogar Madrid, wie schön!“
Dann ging es direkt, schön der Reihe nach, durch meine Präsentation – eine Funktion nach der anderen. Natürlich hatte ich zu Beginn noch betont, dass jederzeit Fragen gestellt werden dürfen, die ich selbstverständlich sofort beantworten würde. Schließlich wollen wir ja Interaktion und kein aufgezeichnetes Video, richtig?
Also hielt ich mit einem Auge den Chat im Blick, während ich mich mit dem anderen auf meine Folien konzentrierte. Mein leicht schielender Gesichtsausdruck hat dabei sicher den ein oder anderen irritiert. Und jeder neue Chat-Beitrag riss mich aus dem Konzept. Ich lernte schnell dazu: Auf Fragen besser am Ende eingehen!
Heute
Das war vor langer Zeit – und die Webinar-Welt hat sich seither massiv verändert. Dennoch halten sich einige vermeintlich „interaktive“ Relikte hartnäckig, selbst nach der Pandemie.
Die Zahl der Online-Meetings, Webinare und Online-Schulungen ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen – die Qualität allerdings nicht im gleichen Tempo mitgewachsen. Noch immer werden in vielen Webinaren die gleichen typischen Fehler gemacht, die auch ich vor Jahren selbst erlebt habe.
Zu den häufigsten Stolperfallen gehören:
- Monotone Präsentation – Vorlesen von Folien statt Begeisterung und Dynamik
- Zu wenig Interaktion – Zuhörer bleiben passiv, Aufmerksamkeit schwindet
- Keine klare Struktur oder Story – Inhalte wirken chaotisch, der rote Faden fehlt
Das Gute: All diese Fehler lassen sich vermeiden – und mit ein paar Kniffen wird aus „noch einem Webinar“ ein echtes Lernerlebnis.
Jetzt aber zu meinen aktuellen Lieblings-Aktivierungen! Ich setze sie selbst regelmäßig ein – gerade in kurzen Webinaren von 30-45 Minuten nutze ich fast immer mindestens 1-2 davon. Und ja, natürlich auch, um live zu demonstrieren, wie gut sie funktionieren.
Auf Platz 4: Die Post-it Methode als spielerischer Icebreaker
Diese Methode bringt frischen Wind ins Kennenlernen und lockert jedes Webinar auf. Inspiriert vom klassischen „Jeder, der…“-Spiel, entsteht hier ein bunter, interaktiver Effekt – ganz ohne peinliche Vorstellungsrunden.
So funktioniert’s:
1) Alle kleben einen Post-it (oder einen anderen Zettel) auf ihre Webcam. In der Galerie-Ansicht entsteht so ein Mosaik aus abgedeckten Kameras.
2) Die Moderation stellt „Alle, die…“-Fragen, z. B.:
-
„Alle, die heute schon Kaffee getrunken haben.“
-
„Alle, die ein Haustier haben.“
-
„Alle, die schon mal ein Webinar gegeben haben.“
3) Wer sich angesprochen fühlt, entfernt den Zettel und gibt sich damit zu erkennen.
Das sorgt für einen spielerischen Einstieg, lockert die Atmosphäre und gibt erste persönliche Einblicke – ohne aufdringlich zu sein.
Tipp: Sag den Teilnehmenden vorher Bescheid, dass sie etwas zum Abdecken der Kamera bereithalten sollen.
Und es geht noch interaktiver mit der „Ich habe noch nie…“- Variante! Perfekt für lockere Runden und mit Fragen, die garantiert für Schmunzeln sorgen.
Danke an https://www.workshop-spiele.de/ – hier findest Du noch eine große Zahl an weiteren Energizern, auch für die Präsenz.
Quiz: Wie gut sind deine Online-Schulungen?
Finde heraus, wie effektiv deine Online-Schulungen in Bezug auf Teilnehmer Engagement, Interaktivität und didaktische Gestaltung sind!
Dieses Selbstbewertungs-Tool besteht aus 15 gezielten Fragen, die dir helfen, deine Stärken und Potenziale zu erkennen. Am Ende erhältst du eine Bewertung und praktische Tipps zur Optimierung deiner Trainings.
Auf Platz 3: Wortsuche als interaktiver Energizer für Webinare
Diese Methode bringt Bewegung in den Webinar-Raum und aktiviert die Teilnehmenden auf spielerische Weise. Ein einfaches Suchrätsel, direkt in die Präsentation eingebunden, sorgt für einen kurzen, aber effektiven Energizer, der Interaktion und thematischen Bezug clever verbindet.
So funktioniert’s:
1) Das selbst gestaltete Wortsuchrätsel wird als Folie in den Webinarraum eingebunden.
2) Alle Teilnehmenden haben 5 Minuten Zeit, um möglichst viele thematisch passende Begriffe zu finden.
3) Mithilfe des Whiteboard-Stifts markieren die Teilnehmenden die gefundenen Begriffe direkt auf der Präsentation – in Echtzeit und für alle sichtbar.
4) Nach Ablauf der Zeit wird das Rätsel gemeinsam aufgelöst.
Warum funktioniert das so gut?
Interaktiv: Alle sind gleichzeitig beteiligt und arbeiten sichtbar zusammen.
Spielerisch: Das Format bringt Spaß und weckt den Ehrgeiz, möglichst viele Begriffe zu entdecken.
Themenbezogen: Die gesuchten Wörter stammen aus dem Webinar-Kontext – so wird ganz nebenbei Wissen aktiviert.
Energizer-Effekt: Perfekt als kurze Auflockerung, um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden wieder zu bündeln.
Tipp: Um den Schwierigkeitsgrad zu variieren, kann das Rätsel mit einem kleinen Wettbewerb versehen werden: Wer findet die meisten Begriffe? Oder es wird in Teams gespielt, die abwechselnd Begriffe markieren dürfen.
Kurz gesagt: Eine einfache, aber effektive Methode, um Webinare interaktiv und lebendig zu gestalten!
Auf Platz 2: Aktivierung per Whiteboard – Mein Einstieg mit der virtuellen Tafel
Für die gemeinsame Hinführung zu einem Webinar-Thema bietet sich ein interaktives Whiteboard an, wie z. B. Conceptboard oder Miro. Ich persönlich bevorzuge jedoch eine eigene Slide – innerhalb meiner interaktiven Präsentationsfolien – auf der eine atmosphärische Tafel abgebildet ist.
Warum?
Es wirkt wärmer und einladender als ein leeres, kühles Whiteboard.
Ich muss nicht zwischen Präsentation und externem Tool wechseln, sondern bleibe im Flow.
So setze ich die Methode ein:
Vor dem Webinar überlege ich mir eine passende Einstiegsfrage, die die Teilnehmenden auf das Thema einstimmt, z. B.:
-
„Was macht für euch ein lebendiges Webinar aus?“
-
„Welche Kompetenzen sollten ModeratorInnen haben?“
-
„Welche typischen Fehler habt ihr in Webinaren schon beobachtet?“
Zu Beginn des Webinars:
Ich stelle die Frage laut und fordere die Teilnehmenden auf, ihre Begriffe und Gedanken direkt auf die virtuelle Tafel zu schreiben – mit dem interaktiven Schreibwerkzeug.
Warum funktioniert das so gut?
→ Aktivierung ab Minute 1: Alle machen aktiv mit, niemand bleibt passiv.
→ Wissen & Erwartungen sichtbar machen: Ich erkenne direkt, was die Teilnehmenden bewegt und welche Erfahrungen sie mitbringen.
→ Gemeinsame Themenlandkarte: Die Einträge ergeben oft automatisch eine Struktur, die ich als roten Faden für das Webinar aufgreifen kann.
Mein Tipp: Um die Hemmschwelle zu senken, schreibe ich die ersten 1-2 Begriffe selbst auf die Tafel. Das gibt Sicherheit und motiviert die Teilnehmenden, ebenfalls loszulegen.
Fazit: Ein interaktives Whiteboard ist ein kreativer, aktivierender Einstieg ins Webinar, der die Teilnehmenden früh einbindet und mir als Moderator wertvolle Impulse für die weitere Gestaltung liefert.
Platz 1: Das Wort-Karussell
Meine absolute Lieblingsaktivierung ist spielerischer Natur und sorgt in jedem Webinar für sofortige Auflockerung: Ein Glücksrad, auf dem verschiedene Fragen oder Satzanfänge zu einem vorgegebenen Thema stehen.
Ein Beispiel: Die Eingangsfrage lautet „Was würdest du tun, wenn…?“ – und auf dem Rad finden sich die wildesten Ergänzungen wie „…du die Zeit anhalten könntest?“ oder „…Geld keine Rolle spielen würde?“.
Die Teilnehmenden drehen nacheinander am Rad und beantworten die gezogene Frage – entweder live per Audio/Video oder einfach im Chat.
Das Format eignet sich perfekt als Icebreaker zu Beginn – und ich verspreche dir:
Es ist ein echter Gamechanger!
Warum? Weil es die klassische Erwartung „Jetzt kriege ich wieder Folien um die Ohren gehauen“ durchbricht. Stattdessen wird die Atmosphäre schlagartig lebendig, es entstehen Lachen, Austausch und Nähe – selbst online.
Das Beste daran, das Wort-Karussell ist schon in die edudip Software integriert und kann spontan ohne Vorbereitung einfach aufgerufen werden.
Bald noch besser: Themenanpassung fürs eigene Webinar
In Kürze erweitern wir diese Methode so, dass du eigene Begriffe und Satzanfänge auf dem Rad hinterlegen kannst. Damit kannst du das Glücksrad ganz individuell auf dein Webinar-Thema abstimmen.
So wird das Tool nicht nur als Icebreaker nutzbar, sondern auch perfekt für Wiederholungen oder Vertiefungen während oder am Ende deiner Schulung.
Fazit:
→ Sorgt sofort für gute Stimmung
→ Bricht das „Webinar-ist-nur-Input“-Denken auf
→ Bald flexibel anpassbar auf deine Themen
Ein echtes Highlight – probier’s aus!
Falls du die Energizer gerne ausprobieren würdest aber glaubst, dass derartige Aktivierungsmethoden nicht das Richtige für deine Zielgruppe sind, dann solltest du unbedingt hier weiterlesen.