Die Begriffe „Webinar“ und „Online-Schulung“ werden oft synonym verwendet – dabei gibt es entscheidende Unterschiede. Wer digitale Weiterbildungsformate professionell einsetzen möchte, sollte die Unterschiede kennen, um die passenden Methoden, Tools und didaktischen Ansätze für das jeweilige Ziel zu wählen. In diesem Beitrag klären wir, worin sich Webinare und Online-Schulungen unterscheiden, was sie verbindet – und welches Format sich wann besonders gut eignet.
Eine typische Szene zum Einstieg
Montagmorgen, 9 Uhr. Die Kamera ist aus, der Bildschirm zeigt eine PowerPoint-Folie mit viel Text. Seit zehn Minuten spricht jemand monoton in ein Mikrofon – keine Fragen, keine Reaktion, keine Beteiligung. Die Teilnehmenden? Wahrscheinlich längst mit dem Kopf bei den Mails. Was hier als „Webinar“ durchgeht, ist oft nur ein Vortrag mit Internetverbindung.
Dabei kann digitale Weiterbildung so viel mehr. Vor allem dann, wenn Format, Methodik und Ziel zusammenpassen – und genau das macht den Unterschied zwischen einem Webinar und einer Online-Schulung aus.
1. Zielsetzung & Tiefe
Webinare dienen in erster Linie der Information und Impulsgebung. Sie sind kompakt, meist zwischen 30 und 90 Minuten lang, und richten sich an eine größere Zielgruppe. Typische Ziele: Wissen vermitteln, ein Thema vorstellen, einen Dialog anstoßen oder erste Einblicke geben. Sie eignen sich hervorragend für Marketingzwecke, zur Produktvorstellung oder zur Einführung in ein Thema.
Online-Schulungen zielen deutlich tiefer: Sie sind oft modular aufgebaut, didaktisch durchdacht und auf nachhaltigen Kompetenzerwerb ausgerichtet. Ziel ist es, nicht nur zu informieren, sondern konkrete Fähigkeiten aufzubauen, Anwendung zu fördern und Reflexion zu ermöglichen. Online-Schulungen haben einen hohen Bildungswert und sind häufig Teil von Trainingsprogrammen oder Qualifizierungsmaßnahmen.
Praxisbeispiel: Ein Weiterbildungsanbieter für Pflegeberufe nutzt Webinare, um neue gesetzliche Regelungen schnell und flächendeckend zu kommunizieren. Die anschließende Online-Schulung vertieft diese Inhalte mit Fallbeispielen, Übungen und Lernerfolgskontrolle – angepasst an verschiedene Zielgruppen. Die Kombination sorgt für hohe Effizienz und nachhaltigen Lernerfolg.
2. Methodik & Interaktion
Ein Webinar enthält in der Regel grundlegende interaktive Elemente wie Umfragen, Chat, Q&A oder kleine Abstimmungen. Der Fokus liegt auf dem Input der Vortragenden, ergänzt durch gezielte Impulse zur Beteiligung. Zwar kann ein gutes Webinar auch aktivierend sein, aber es bleibt in der Regel auf Impulsniveau.
Eine Online-Schulung ist stark methodenorientiert. Gruppenarbeiten, Praxisphasen, Transferaufgaben, Feedbackrunden und begleitende Materialien gehören meist zum Standard. Teilnehmende werden aktiv eingebunden, oft über mehrere Sitzungen hinweg, und durchlaufen einen gezielten Lernprozess. Die Beteiligung ist tiefergehend, die Lernkurve nachhaltiger.
Praxisbeispiel: In einer Online-Schulung für Führungskräfte wurde das Thema „Feedback geben“ nicht nur erklärt, sondern in Rollenspielen geübt. Anschließend gaben sich die Teilnehmenden gegenseitig Feedback zum Feedback – mit hoher Beteiligung und sichtbarem Entwicklungseffekt. In einem reinen Webinar wäre das so nicht möglich gewesen.
3. Dauer & Struktur
Webinare sind meist Einzelformate: kurz, fokussiert, auf den Punkt gebracht. Sie lassen sich gut zur Leadgenerierung, als Impulsveranstaltung oder zur schnellen Wissensvermittlung einsetzen. Die Struktur ist eher linear, mit einem klaren Start und Ende.
Online-Schulungen bestehen oft aus mehreren Modulen oder Lerneinheiten. Sie folgen einem didaktischen Plan, bauen Inhalte systematisch auf und vertiefen diese Schritt für Schritt. Die Struktur ist lernpsychologisch begründet und auf Fortschritt sowie Anwendung angelegt – oft begleitet von Aufgaben, Lernzielen und Reflexionsphasen.
Praxisbeispiel: Ein großes Einzelhandelsunternehmen schulte seine Filialleitungen in mehreren Wellen mit Online-Schulungen zu neuem Kassensystem. Statt alles in einem langen Webinar zu erklären, wurde das Wissen in vier Module aufgeteilt – mit Praxisaufgaben dazwischen. Das Resultat: weniger Rückfragen, sicherere Anwendung und besseres Verständnis.
Checkliste für dein optimal geplantes Webinar
Bei der Vorbereitung eines Webinars gibt es Einiges zu bedenken: Struktur, Inhalte, Technik und vieles mehr. Nutze diese Checkliste, um dein Webinar strukturiert und professionell zu gestalten. So sorgst du für eine reibungslose Durchführung, zufriedene Teilnehmer und einen nachhaltigen Lernerfolg.
4. Technischer & didaktischer Anspruch
Ein Webinar lässt sich vergleichsweise schnell umsetzen, der technische Aufwand ist gering. Viele Webinar-Tools bieten Standardfunktionen für Bildschirmfreigabe, Chat und Umfragen. Auch die Vorbereitung ist meist überschaubar – insbesondere bei wiederverwendbaren Inhalten.
Online-Schulungen erfordern deutlich mehr Vorbereitung, Struktur und didaktisches Know-how. Sie profitieren von Plattformen, die methodische Vielfalt ermöglichen – etwa durch Breakout-Räume, Teilnehmermanagement, Materialbereitstellung, Lernstandskontrollen und interaktive Elemente. Auch der technische Support und die Begleitung der Teilnehmenden spielen eine größere Rolle.
Praxisbeispiel: Ein Verband für Steuerberater:innen entwickelte ein Schulungsprogramm zur Digitalisierung von Kanzleien. Die Inhalte wurden mit einem interdisziplinären Team aus Fachleuten, Didaktikern und Technikern geplant und über eine Webinar-Plattform mit integriertem Didaktik-Assistenten umgesetzt – mit begeistertem Feedback aus der Zielgruppe.
5. Wann eignet sich welches Format?
Ziel |
Kurze Wissensvermittlung |
Produktvorstellung oder Impuls |
Kunden-Onboarding oder Einführung |
Nachhaltiges Lernen mit Anwendung |
Interne Weiterbildung mit Transferzielen |
Aufbau neuer Kompetenzen |
Blended Learning-Komponente |
Passendes Format |
Webinar |
Webinar |
Webinar oder kurze Online-Schulung |
Online-Schulung |
Online-Schulung |
Online-Schulung |
Online-Schulung |
Fazit
Webinare und Online-Schulungen sind beides wertvolle Formate – doch sie folgen unterschiedlichen Prinzipien und Zielen. Während Webinare ideal sind, um schnell viele Menschen zu erreichen und Impulse zu setzen, zielen Online-Schulungen auf vertieftes Lernen und Kompetenzentwicklung ab.
Wer überzeugende, digitale Weiterbildung anbieten möchte, sollte deshalb bewusst zwischen beiden unterscheiden – oder sie gezielt kombinieren. Oft kann ein gutes Webinar der Einstieg sein, während die Online-Schulung den nächsten Schritt zur echten Verankerung bietet.
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